Grüne in Nordrhein-Westfalen
werben mit dem nackten Hintern einer schwarzen Frau. Die
Linkspartei-Kandidatin Halina Wawzyniak hält in Berlin ihren
jeansbedeckten Po hin. Vera Lengsfeld (CDU) wirbt nicht bloß mit ihrem
eigenen Décolleté sondern auch noch mit dem der Kanzlerin. Man könnte
jetzt sagen: die haben alle ein Rad ab. Nichts im Hirn, was sie den
WählerInnen vorstellen könnten. Beziehungsweise nichts, was vorzeigbar
wäre. Und viel zu verbergen.
Dass solche Plakate möglich sind, hat damit zu tun, dass der Feminismus
auf dem Hund ist. Das wird den Frauen mit den Folgen der
Weltwirtschaftskrise noch hart ins Gesicht schlagen. Viele junge Frauen
haben noch Angst davor, zu sagen, dass sie feministisch denken, weil
sie als Loserin hingestellt werden könnten. Bewusstlosere Frauen
verschiedenen Alters nutzen den intellektuellen Niedrigststand der
Debatte, um zu zeigen, wie »frei« sie sind. Aber die eigene Sexualität
zur Ware zu machen oder parteipolitisch zu missbrauchen, ist das genaue
Gegenteil von befreiter Sexualität und Emanzipation.
Wozu die Plakate im gleichen Moment
damit ausdrücklich nichts sagen: Zum Krieg in Afghanistan. Zur
stinkenden Blüte von Rassismus und Antisemitismus. Zur wachsenden Armut
und dazu, dass bald nach der Bundestagswahl, vermutlich Anfang 2010,
Millionen KurzarbeiterInnen in die Dauerarbeitslosigkeit entlassen
werden. Die Kurzarbeitszeiten wurden extra ausgeweitet, damit das
Desaster nicht vor der Wahl eintritt. Wer ist für das soziale Elend
verantwortlich - außer seinem Verursacher, dem Kapital? Die den Staat
des Kapitals tragenden Parteien, also genau die, die jetzt
Frauenkörperteile ausstellen. (Dazu mehr in: Zeit des Zorns)
Tatsächlich
geht es, zumindest bei einem der Plakate um mehr: um Rassismus,
Sexismus und, darunter gelagert, um Homophobie. Auf dem Plakat der
Grünen in Kaarst sieht man wie die Hände einer »weißen« Frau mit rot
lackierten Fingernägeln den Hintern einer nackten »schwarzen« Frau
greifen. Von der weißen Frau sieht man nur noch die Unterarme, von der
schwarzen auch die Taille und den Ansatz der Oberschenkel. Beide haben
kein Gesicht.
Die erste Ebene ist die sexistische: Frauenkörperteile werden zum Zwecke der Wahlwerbung von einer Partei missbraucht. Die zweite Ebene ist die rassistische:
nur der Hintern der schwarzen Frau ist nackt, er wird dem Betrachter
zur Verfügung gestellt und gleichsam beispielhaft begrapscht. Der
Körper der weißen Frau ist hinter einer Art Mauer versteckt. Die dritte
Ebene ist die homophobe, die lesbenfeindliche. Das Plakat
bietet dem männlichen Betrachter die Möglichkeit, zwei Frauen - besser:
gesichtslosen Frauenkörperteilen - beim erotischen Kontakt zuzuschauen.
Lesbische Liebe wird zum Konsumgut zum Zwecke der Wahlwerbung. Das
enthält, aber davon wissen die Verantwortlichen nichts, die besondere
Diskriminierung weiblicher Sexualität und weiblicher Homosexualität.
Darüber hinaus enthält das Plakat noch eine Beleidigung übler Art, den
Text: »Der einzige Grund, schwarz zu wählen«. Was soll der Dreck? Alle
Menschen mit afrikanischen Vorfahren sind Mitglieder der CDU und wenn
sie ihre hübschen Hintern entblößen, wählen wir sie?
Dass dieses Plakat kein Versehen war sondern Hirnen, die rassistisch
denken, entstammt, zeigt die Rechtfertigung der Kaarster Grünen für ihr
Plakat: »Die Vorwürfe, bei dem Plakatmotiv handele es sich um ein
rassistisches oder sexistisches, sind daher nicht haltbar. Sollte
dieser Eindruck beim Betrachter entstehen, kann dem nur widersprochen
werden und auf grüne Grundsätze verwiesen werden. Im Gegenteil könnte
dieses Motiv zu Recht als "antirassistisch" bezeichnet werden,
entsprechende Äußerungen erhielten wir als Reaktion auch von Menschen
mit "Migrationshintergrund".« - Nun ist der Affe entflohen.
Zerlegen wir das mal: Weil irgendwelche »grünen Grundsätze« die
Kategorie »antirassistisch« enthalten, ist alles, was Grüne machen,
egal wie rassistisch, antirassistisch. Das ist ungefähr so wie mit den
pazifistischen Grundsätzen der Grünen und ihrem ersten Krieg gegen
Jugoslawien 1999. Krieg ist Frieden und Rassismus ist Antirassismus.
Zweite Lektion: Die Grünen in Kaarst meinen, dass sie ein rassistisches
Plakat veröffentlichen können, wenn sie nur genug
Türken/Italiener/Griechen/Ghanaer finden, denen ihr Plakat gefällt.
MigrantInnen werden zum Alibi. Klar, alle MigrantInnen und alle ihre
Nachkommen sind feministisch, antirassistisch und niemals
antisemitisch[sigma] Und wie kommen, drittens, diese grünen Rassisten
überhaupt zu der Annahme, dass jeder schwarze Hintern einen
Migrationshintergrund hat? Aufklärung lässt sich beschaffen bei der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (www.isdonline.de).
Die Bundesgrünen, erschreckt über viele Proteste, haben das Plakat
»misslungen« genannt. Welch ein Euphemismus. Das erinnert mich an den
Bürgermeister von Hoyerswerda, der nach den mörderischen rassistischen
Anschlägen auf Flüchtlinge und Asylsuchende keine Prise Empathie besaß,
sondern sich nur um das Image der Stadt sorgte. Die Kaarster Grünen
haben noch einmal gezeigt, wie sie ticken und haben das Plakat auf
ihrer Website mit einem grünen Raster zugedeckt und beleidigt »Zensur«
darauf geschrieben. - Zensur ist, wenn einem ein anderer eine Meinung
verbietet, die man hat.
[www.was-sache-ist.de]